Engel in der Musik und der Kunst

9. November 2023

Interview mit Dr. Lutz Rickelt, Leiter des Ikonen-Museums Recklinghausen, zum 3. Sinfoniekonzert "Engel"

Zu unserem Sinfoniekonzert "Engel" freuen wir uns, gleich doppelt ein kulturelles Erlebnis bieten zu können. Passend zum Titel kooperieren wir mit dem Ikonen-Museum Recklinghausen für eine kleine Ausstellung bei unseren Konzerten. Dem Leiter des Museums, Dr. Lutz Rickelt, stellten wir ein paar Fragen zu Engeln, Ikonen und seinem Highlight des Konzerts.

NPW: Guten Tag Herr Dr. Rickelt. Starten wir direkt. Engel: Warum sind sie so faszinierend, besonders für Kunst und Musik?

Rickelt: "Ich denke, das spannende an Engeln ist ihre Mittlerfunktion zwischen Mensch und Gott, Irdischem und Menschlichem. Als göttliche Boten sind sie sowohl Gott als auch den Menschen sehr nahe – gewissermaßen entrückt und zugänglich zugleich. Sie sind Helfer und Retter, aber auch machtvolle Streiter und Heerführer. Der Mensch kann durch sie Gutes erfahren, aber auch Strafe erleiden. Sie gelten als körperlos, besitzen aber unfassbare Kräfte. Engel können einerseits außerordentlich liebreizend und unschuldig erscheinen – man denke an die kindlichen Putten in Renaissance und Barock -, andererseits aber Furcht und Schrecken verbreiten. Diese Polyvalenzen haben Kunst und Musik immer wieder aufgegriffen."

Ikonen zeichnen sich durch sehr spezielle Ausdrucksformen aus. Was sind besondere Charakteristika bei der Darstellung von Engeln auf Ikonen?

Rickelt: "Ikonen haben den Anspruch, das mit den menschlichen Sinnen nicht fassbare Überirdische in einer Form abzubilden, die es für die Gläubigen verständlich macht. Engel werden in menschlicher Gestalt mit Flügeln wiedergegeben. Das göttliche Licht, das sie erfüllt, wird durch oft die reiche Verwendung von Gold visualisiert. Gerade die Gesichter wirken oft zeitlos-entrückt, die Körper schwerelos und immateriell. In der traditionellen orthodoxen Kunst gibt es keine verspielten Putten: Engel werden ernst, ruhig und gemessen wiedergegeben; ihre überirdische Kraft ist stets präsent. Als Angehörige des himmlischen Hofstaates sind Engel in byzantinische Palast- oder sogar Kaisergewänder gekleidet. Oft tragen sie ein Haarband, das auf antike Ikonographie zurückgeht; die hinter den Ohren herausschauenden Enden dieses Stoffbandes wurden von den Gläubigen als „Hörer“ interpretiert, durch die die Engel Gottes Wort empfingen. Ihr oberster Heerführer Michael wird gerne als machtvoller Krieger mit Rüstung und Schwert gezeigt: Ein Schutz- und Mahnsymbol zugleich."

In unserer Kooperation verknüpfen wir bildliche Engelsdarstellungen mit musikalischen Werken, die ebenfalls Engel thematisieren. Was ist Ihr Highlight dieser Kooperation?

Rickelt: "Als Fan der Musik Richard Wagners das Lohengrin-Vorspiel. Wagner selbst hat dabei eine den Gral begleitende Engelsschar vor Augen gehabt, was ich vorher gar nicht wusste. Und dann passt es wirklich sehr gut zu der Darstellung der versammelten Erzengel auf Ikonen, die zwischen sich eine Christusbüste in einem strahlenden Lichtmedaillon präsentieren. Das Motiv wird deswegen ja auch im Foyer gezeigt und erläutert. Aber ich bin sehr gespannt auf die anderen Stücke!"

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Wollt ihr euch dieses Highlight, die weiteren Werke von Berg und Suk und die Kurzausstellung mit insgesamt vier Ikonen-Abbildungen nicht entgehen lassen? Dann kommt in unser Sinfoniekonzert "Engel" - in Recklinghausen begrüßen wir auch Dr. Rickelt im Konzert, der zusammen mit unserem Musikvermittler Roland Vesper um 19.00 Uhr eine Einführung in das Konzert geben wird und in der Pause für Fragen zur Verfügung steht.

3.1 Sinfoniekonzert „Engel“

mit Werken von Richard Wagner, Alban Berg und Josef Suk


Dienstag, 14. November 2023, 19.30 Uhr

Ruhrfestspielhaus Recklinghausen
Tickets: www.kultur-kommt-ticket.de, im RZ-Ticket-Center (Breite Straße 4, 45657 Recklinghausen), im Buchladen Attatroll (Herner Str. 16, 45657 Recklinghausen) sowie in der Tourist Information (Martinistr. 5, 45657 Recklinghausen, Tel: 02361 | 90 66 000)

Montag, 20. November 2023, 19.30 Uhr

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
Tickets: www.musiktheater-im-revier.de, telefonisch unter 0209 | 4097-200 oder direkt an der Theaterkasse des Musiktheaters im Revier (Kennedyplatz, 45881 Gelsenkirchen)


Programm:

Richard Wagner (1813–1883)
Vorspiel zur Oper „Lohengrin“ WWV 75

Alban Berg (1885–1935)
Konzert für Violine und Orchester „Dem Andenken eines Engels“

Josef Suk (1874–1935)
Sinfonie Nr. 2 c-moll op. 27 „Asrael“


Mitwirkende:

Lena Neudauer, Violine
Neue Philharmonie Westfalen
GMD Rasmus Baumann, Leitung